In industrialisierten Ländern ist das Prostatakarzinom die häufigste Krebserkrankung des Mannes und die zweithäufigste Krebstodesursache. Insbesondere die Einführung des Tumormarkers PSA führte zu einer vermehrten Diagnose von Prostatakarzinomen in frühen Stadien (Stichwort Überdiagnostik). Bei der Diagnose Prostatakrebs stehen sowohl der Patient als auch sein behandelnder Arzt oft vor einer schwierigen Entscheidung. Die Therapieempfehlung des Prostatakarzinoms richtet sich nach speziellen Kriterien. Bei auf die Prostata beschränkten Tumoren im frühen Stadium stehen verschiedene Standardtherapieoptionen (Aktive Überwachung, Operation, Bestrahlung) zur Verfügung. Die optimale Behandlungsstrategie ist jedoch unklar.
Vor einem Entscheid für oder gegen eine Therapieform sollte bei jedem Patienten eine Beurteilung des Allgemeinzustandes, der Lebenserwartung und der Tumorcharakteristik erfolgen. Die Lebenserwartung spielt hierbei eine grössere Rolle als das biologische Alter.
Bei fortgeschrittenem Patientenalter oder verminderter Lebenserwartung reduzieren die Begleiterkrankungen des Patienten das Risiko am Prostatakarzinom zu versterben. D.h. die Patienten sterben mit dem Prostatakarzinom, aber nicht am Tumor. Selbstverständlich gilt es auch den Behandlungswunsch der betroffenen Männer zu berücksichtigen.
Die bewährten Therapieverfahren, die Bestrahlung und die operative Entfernung der Prostata bieten eine exzellente lokale Tumorkontrolle, können jedoch mit teils mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden sein.
Die konsequente Weiterentwicklung der Operationstechnik mittels Laparoskopie und roboter-assistierter Chirurgie (Da Vinci) hat zu einer Verbesserung in Bezug auf Blutverlust, Wundschmerz und Dauer des Spitalaufenthaltes geführt. Hinsichtlich einer signifikanten Verminderung von Nebenwirkungen sowie einer verbesserten Tumorkontrolle liegen jedoch widersprüchliche Daten vor.
Bei wenig aggressiven Tumoren ist die aktive Überwachung (active surveillance) mittlerweile eine etablierte Vorgehensweise. Im Rahmen der aktiven Überwachung muss sich der Patient in regelmässigen Abständen Nachuntersuchungen (PSA, Tastuntersuchung der Prostata und Rebiopsien) unterziehen. Schreitet der Krankheitsprozess fort, wird dem Betroffenen ein Wechsel zu einer definitiven Therapie geraten.
Für Patienten kann die aktive Überwachung eine psychische Belastung bedeuten. Sie entscheiden sich daher für eine radikale Therapie mit all ihren Konsequenzen und Nebenwirkungen (Stichwort Übertherapie). Des Weiteren erhalten Männer, die im Verlauf einer aktiven Überwachung formal nicht mehr die Kriterien zur Fortsetzung der Überwachung erfüllen, eine definitive radikale Therapie.
Ziel der fokalen Therapie ist es, diesen Patienten einen möglichen Mittelweg zwischen der radikalen Therapie einerseits und der aktiven Überwachung andererseits zu eröffnen.
Bei der aktiven Überwachung wird auf eine aktive Therapie verzichtet. Die Patienten werden in regelmässigen Abständen kontrolliert. Hierzu gehört die Bestimmung des PSA-Wertes, die Tastuntersuchungen der Prostata, die Bildgebung (MRT) und Biopsien. Eine aktive Therapie wird erst bei Fortschreiten des Tumors eingeleitet. Die aktive Überwachung ist für Patienten mit einem niedrigen Risikoprofil geeignet.
Bei dieser Operation wird die gesamte Prostata einschliesslich der Samenblasen entfernt. An Zentren wird der Eingriff heutzutage vorzugsweise minimal invasiv roboterassistiert mit dem Da Vinci System durchgeführt. In Abhängig der Tumorcharakteristik kann die Operation nervenschonend (u. a. zur Erhaltung der Erektionsfähigkeit) durchgeführt werden. Zeitgleich kann in Abhängigkeit des Risikoprofils eine Entfernung der Beckenlymphknoten notwendig sein.
Die externe perkutane Radiotherapie (engl. external beam radiation therapy, EBRT) ist bei organbegrenztem Prostatakarzinom eine Therapiealternative zur radikalen Prostatektomie. Die Therapie wird ambulant durchgeführt und dauert mehrere Wochen. Abhängig vom Risikoprofil wird diese Behandlung mit einer Hormonentzugstherapie kombiniert und die Beckenlymphknoten mitbestrahlt.
Im Gegensatz zur Operation und Bestrahlung verfolgt die fokale Therapie des Prostatakarzinoms nicht den Ansatz das gesamte Organ, sondern nur den Tumor selbst zu behandeln. Die fokale Therapie ist bisher aufgrund noch fehlender Langzeitdaten kein etablierter Therapiestandard.
„Die Diagnose Prostatakrebs ist hart – für Männer bricht da oft eine Welt zusammen. Deshalb ist es meinen Kollegen und mir besonders wichtig, zum Wohl unserer Patienten an neuen Methoden zu arbeiten. Eine präzise Diagnostik ist die Voraussetzung für die Auswahl der besten Methode.“
Prof. Dr. med. Gernot Bonkat
alta uro AG, Basel